Die Wiege Amerikas

Washington - The Mall - Washington Cathedral - Georgetown - Manassas - Monticello - Richmond - Williamsburg - Norfolk - Chesapeake Bay - Annapolis - New York

Washington

18. Oktober 1997

 Um 5.00 Uhr früh stehen wir auf. Gegen 5.45 Geht es auf die Autobahn nach Hannover zum Flughafen. Ria parkt im neuen Parkhaus Nord.

Von dort  fahren kleine Shuttlebusse (angenehm) zur Abflughalle.

7.50 Abflug mit einem AIRBUS A 320 der BA nach London Heathrow  zum Terminal 1.  Bei der Ankunft empfinde ich Heathrow durch die Shuttle-Fahrt zum Terminal 4 laut und häßlich. Statt 12.50 Uhr jetzt 13.40 Abflug in die Neue Welt mit Boeing 747/400.

Der Service an Bord und das Essen sind sehr gut. Endlich landen wir um 16.00 Uhr Ortszeit in Washington Dulles - Airport. Nach langem Stehen am Immigration Office endlich Warten am Taxistand . Ein WASHINGTON FLYER TAXI bringt uns in das 40 km entfernte Washington. Auf der Fahrt erzählt der Taxifahrer gruselige Geschichten über Mord - und Selbstmordraten und der  Drogenszene in der Hauptstadt. Er warnt uns vor der Dunkelheit und vor dem südlichen Washington. Nebenbei zeigt er uns auf kleinen Umwegen Watergate und Arlington. Um 18.00 Uhr Ortszeit sind wir nun endlich am Hotel HILTON­ and TOWERS Connecticut Avenue 1919, mit 1.123 Guest Rooms. Das Taxi kostet  53 Dollar, incl. tip.

Die Management - Assistentin empfängt uns hinter ihrem schweren Tisch und erklärt uns, daß leider kein Zimmer frei sei, da ein Kongreß der American Dentists dort gerade untergebracht sei und die Gäste nicht abgereist seien. Sie bittet uns, eine Nacht in THE CAPITAL HILTON zu verbringen.

Nach so langer Zeit auf den Beinen verlangen wir eine schriftliche Bestätigung über diesen Sach­verhalt und machen unserem Ärger Luft. Ein Sicherheitspolizist bringt uns mit seinem Wagen zum anderen Hilton, daß noch einen Stern mehr hat, aber weniger luxuriös ist. An der Reception sagen, wir, daß wir darauf bestehen, morgen wieder in das von uns ausgesuchte HILTON zurückzukehren.

 Da die Klimaanlage nicht funktioniert, trocknen wir bei 27 Grad Celsius aus  wie die Wäsche im Heizungskeller.

 HILTON - Serving the Nation and his Capital -und dann so was! Das fängt ja gut an!

Washington D.C. und das Weisse Haus  

Nachdem sich 1776 dreizehn britische Kolonien vom Mutterland losgesagt hatten, schlossen sie sich zu den „Vereinigten Staaten“ zusammen. Ihr Kongreß tagte einmal in Baltimore, New York oder Philadelphia oder anderswo.  Erst 1783 beschloß man eine Hauptstadt zu bauen und zwar auf einem Gelände, das als FEDERAL DISTRICT ausschließlich dem Kongreß unterstehen sollte. 1790 fand George Washington  die Lösung:

Auf der Trennungslinie zwischen Nord und Süd, am Ostufer des Potomac River, gründete er den DISTRICT OF COLUMBIA (D.C.) - ein Areal von 254 Quadratkilometern, das in Zukunft keinem der Bundesstaaten gehören sollte. 70% spendierte der nördliche Staat Maryland, den Rest gab das südliche Virginia.

 George Washington, der 1789 erster Präsident wurde konnte noch nicht ins Weisse Haus einziehen. Nachfolger John Adams zog 1800 ins noch unfertige sandsteingelbe Haus.

 14 Jahre später während des amerikanisch- englischen Handelskrieges brannten britische Truppen Washington D.C. nieder. Das Haus des Präsidenten „President´s Palace“ , das also zuvor sandsteingelb war wurde wegen der Brandflecken weiß gestrichen, seitdem heißt es Weisses Haus.

 Hier regiert nun der Präsident der USA. Als Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte zählt er zu den mächtigsten Männern der Welt.

 Nebenbei bemerkt:

 In Washington D.C.  darf kein Gebäude höher sein als die Kuppel des Capitols. Und so hat man sich auf ein Höchstmaß von 13 Stockwerken geeinigt.

 Stars and stripes  (The Star-bangeld Banner) Die 13 rot-weisse Streifen stehen für die 13 Gründerstaaten der USA. Jeder Stern im blauen Feld steht für einen US- Bundesstaat. Derzeit 50.

 Das Capitol:

Hier hat der amerikanische Kongress als oberstes gesetzgebendes Organ seinen Sitz. Dieser Kongress besteht aus 2 Häusern, dem Senat mit 100 und dem Repräsentantenhaus mit derzeit 535 allgemein und frei gewählten Abgeordneten. Jeder Bundesstaat - ob groß oder klein - sendet je 2 Abgeordnete in den Senat und einen oder mehrere Abgeordnete je nach Einwohnerzahl in das Repräsentantenhaus.

Beide Häuser haben bestimmte Sonderaufgaben. Der Senat kümmert sich mehr um Verwaltungsaufgaben und internationale Verträge; das Repräsentantenhaus vor allem um den Haushalt und die Vorbereitung von Gesetzen. alle wichtigen staatlichen Angelegenheiten und Bundesgesetze müssen von beiden Häusern verabschiedet werden, meist mit einfacher Mehrheit.

 Der Präsident der USA residiert im Weissen Haus.

 Als Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberbefehlshaber  der Streitkräfte zählt der US - Präsident zu den mächtigsten Männern der Welt. Dem Kongreß jedoch darf er nicht angehören. Das übernimmt sein Vizepräsident, der hat auch den Vorsitz im Senat und kann notfalls - Zünglein an der Waage - die entscheidende Stimme abgeben.

 Minister und Regierungsbeamte und Bundesrichter sucht der Präsident aus - natürlich mit Zustimmung des Senats. Die Minister dürfen nicht gleichzeitig Parlamentarier sein. Sie sind aber auch keine Regierungsmitglieder in unserem Sinne., sondern eigentlich nur Berater und Manager in ihrem Ressort

 Ein politisches Kuriosum:Washington DC. Das Gebiet von Washington D.C. in den 51. Bundesstaat zu verwandeln, scheiterte bisher mehrfach. Die Bürger dürfen zwar bei Präsidentschaftswahlen ihre Stimme abgeben, doch sind sie im Repräsentantenhaus nur mit einem nicht stimmberechtigten Abgeordneten vertreten. Warum keine Autonomie für Washington? Rund 66%  der Bevölkerung sind african colored! Das Rassenproblem ist also noch vorhanden.  

The Mall

19. Oktober1997

 Frühmorgens mit Sack und Pack wieder zurück ins Hilton and Towers, Zimmer 1115. Das Zimmer ist i. O. . Leider keine Kaffeemaschine, diese würde am Tag 10$ kosten.

Christian holt an der Reception das Taxigeld zurück. Vom Hotel aus  schlendern wir die Connecticut Avenue runter - nach Zwischenstop bei MCDonalds geht es zu Fuß weiter in Richtung Weisses Haus.

 Wir erreichen das Weisse Haus  - die größte Machtzentrale der jetzigen Welt - von hinten. und sehen so das „Oval Office“. Die Präsidentenflagge ist gesetzt, also ist Bill Clinton vor Ort. Eine riesige gepflegte Parkanlage. Man darf das Weisse Haus auch besuchen. Für die Eintrittskarte müßte man frühmorgens anstehen. Wir verzichten.          

 Wir schlendern weiter zum George Washington Monument, 555 feet tall. In einem Fahnenmeer des Sternenbanners steht der 170 Meter hohe, schlanke Obelisk. Zwischen 1848 und 1888 errichtet, kann er im Gruppenaufstieg oder mit Fahrstuhl erklommen werden. Uns genügt der Anblick. Hier oben windet es sehr stark.

Von hier aus sieht man auf die riesige Kuppel des Capitols und auf das Lincoln Memorial. Wir gehen jedoch nun weiter auf der Museumsmeile - The Mall - in Richtung Capitol. Die gepflegte Grünanlage erstreckt sich 3 Kilometer lang vom Capitol bis zum Lincoln Memorial im West Potomac Park. Eine Querachse bilden der Park des Weissen Hauses und der East Potomac Park mit dem Tidal Basin.

 Diese Mall wird vorwiegend von eindrucksvollen Regierungsbauten, Galerien und vielen Museen  der Smithsonian Institution gesäumt und ist, bei aller Vornehmheit beliebter Erholungspark für Einheimische wie für Touristen. Zahlreiche Jogger sind unterwegs. Auf dem Rasen wird Baseball, Rugby oder Cricket gespielt.

 Der englische Wissenschaftler James Smithson vermacht 1826 seinem Neffen ein stattliches Vermögen unter einer Bedingung. Sollte der Neffe ohne Nachkommen bleiben, würden die USA erben. So wanderten 1846 nun 500.000 $ nach Washington D.C. und es wurde dieses Institut gegründet, um das Wissen der Menschen zu mehren. Mittlerweile 16 Museen mit ca. 140 Millionen Ausstellungsstücken.

 National Museum of American History

 From a Ford Model T to Duke Ellington musical transcripts, objects on display at the museum embody the nation's scientific, technological and cultural heritage. Exhibitions show everyday life in America just after the Revolutionary War, the American Industrial Revolution, the Information Age, "Science in American Life" and the diverse origins of the American people. Visitors will also find exhibitions on agriculture, armed forces history, graphic arts, ceramics, political history and many other areas.

Highlights: The Star-Spangled Banner, the John Bull steam locomotive, Morse's telegraph, Bell's original experimental telephones, the Foucault pendulum, First Ladies' gowns, interactive computer gallery and two "Hands On" centers.

In der Eingangshalle ein riesiges Foucaultsches Pendel. „ The Museum Pendelum has 24o Pound hallow brass, 54 foot Steel-cable.“ In 8 Stunden bewegt es sich über 70 Grad des Kompasses. Nachweis der Erdrotation. Die verschiedenen Abteilungen wird die industrielle und soziale Entwicklung an interessanten Schautafeln und Objekten dargestellt  u.a. zeigt man Kleider  sämtlicher First Ladies seit Martha Washington.

Hier ein paar Bildinschriften:

 - Better Mothers , better Babies, better Homes

 - I didn't raise my boy to be a soldier

 - Old fashioned Virginian house-keeper steady as a clock,

  busy as a bee, and cheerful as a cricket

   (Martha Washington described herself like this) 

- The Borough School:

   LEARN to EARN and EARN to LEARN

 - From good Housekeeping to social Homekeeping

 - The health of the child is the power of the nation

 Nach dem Rundgang durch das Museum gingen wir in die herrlichen BOOK-SHOPS. Hier schlug natürlich mein Herz höher bei all den CDs über die Entwicklung der Folksongs und des Jazz.

 Als wir ins Hotel zurückkehren liegt ein Entschuldigungsschreiben im Zimmer.  

Massachusetts Ave. - Washington Cathedral Museen - Georgetown 

20. Oktober 1997

Ria hat bereits den   „Wanderplan“ für heute fertig. Nach der Entschuldigung durch Hilton haben wir gut geschlafen . Wir kaufen einen Liter Wasser Sprudel) - sparkling Water - für 4,00 DM.

Das Wasser ist hier ohne Kohlensäure überall zu haben, nur unser einfacher Sprudel nicht. Wir schlendern über die lange elegante Massachusetts Ave. in Richtung Washington Cathedral. Ein schöner Sonnentag ist uns beschert.

 An der Massachusetts Ave. liegen die meisten Botschaften. Erstaunlich ist nur, daß an den Bauten nicht zu erkennen ist, welches Land arm ist oder reich.  Auch Zimbabwe hat eine tolle Residenz. Vor dem riesigen Areal der britischen Botschaft steht ein Denkmal von Winston Churchill.

 Wir wandern weiter. Durch kleine Nebenstraßen

gelangen wir dann durch einen bunt gefärbten kleinen Wald zum Saint Alban Hill. Hier steht die Washington Cathedral. In einer Art neugotischem Stil wurde sie 1907 begonnen und ist immer noch nicht ganz fertig. Dieses Gotteshaus ist die 6. größte Kirche der Welt.  Sehenswert sind auch die ausgedehnten Gartenanlagen, besonders der BISHOPS GARDEN. Leider können wir nicht in den Shop, da heute Inventur angesagt ist.

 Vom St. Albans Hill fahren wir - nachdem uns eine nette Dame die Buslinie nannte - wieder in unser geliebte Museums- Meile. Christian will sich noch einmal ausführlich im National Air and Space Museum umschauen. Ria und ich wollen in die National Gallery of Art. Wir fahren mit dem Bus durch Georgetown und steigen am Space-Museum aus. Hier in der schönen  Museumscafeteria essen wir mit Blick aufs Capitol. Notausgang: Hinweise 1. in Englisch 2. Deutsch 3. Französisch und 4. Spanisch. Wir Deutsche müssen uns wohl besonders dusselig an stellen, da wir als 1. Fremdsprache genannt sind.

Während sich Christian ausgiebig der Ausstellung im National Air and Space Museum widmet, besuchen Ria und ich die „National Gallery of Art“. Erstaunlich , wie nah wir in diesem Museum an die wertvollen Kunstwerke herantreten dürfen, ohne abgewiesen zu werden. Zur Zeit findet eine besondere Ausstellung des in England geborenen Malers Thomas Moran 1837 - 1926, der Maler des Yellowstone Nationalparks und des Westens der USA, statt.

 Die National Gallery of Art:

Die Nationalgalerie, die ebenfalls zur Smithsonian Instutution gehört, besteht aus zwei Gebäuden, dem East und dem West- Building, die unter einer Strasse durch einen großzügigen Durchgang miteinander verbunden sind. Kern der Kunstsammlung im Westgebäude, die übrigens zu den bedeutendsten der Welt zählt, sind die privaten Schätze des früheren  Finanzministers Adrew W. Mellon.

Der ermöglichte auch durch großzügige Geldspenden 1941 den Westbau. Durch weitere Nachlässe bietet die Gemäldegalerie heute einen umfassenden Einblick in die europäische Malerei zwischen dem 13. und 19. Jhrdt. Die Sammlung italienischer Renaissance- und Barockmaler gilt als die größte außerhalb Italiens. Doch auch frühe amerikanische Kunst kommt nicht zu kurz.  

Das East-Building gleich daneben, wurde 1978 unter Präsident J. Carter eröffnet. Es ist der modernen Kunst vorbehalten und gilt selbst als gelungenes Beispiel für moderne Architektur.

 Hier bräuchten wir viel mehr Zeit, um uns mit der hier gezeigten Kunst zu beschäftigen.

Christian treffen wir im Space - Museum.Danach holen wir uns Informationen bei AAA . Von dort fahren wir mit dem Bus nach Georgetown. Wir besuchen die „shops at Georgetown Park“ und wandern durch schöne kleine Wohnstraßen in Richtung Dupont Circle zurück ins Hotel.

 Nach dem Duschen machen wir uns fein und nehmen die Einladung von HILTON zum Essen. Uns wird ein schöner Tisch zugewiesen. Zu trinken gibt es jedoch nur ein Glas Sauvignon. Es bedient uns ein netter Kellner. Nun, wir haben Hunger und so essen wir uns mehrmals durch alle Köstlichkeiten, die reichlich am Buffet vorhanden sind, bis wir nicht mehr können. Wir geben dem Tischkellner 5 $ tip und bedanken uns, daß er uns immer mit neuen sauberen Tellern versorgt hat. Er genoß, daß es uns so gut schmeckte. Ria zu ihm: „We enjoyed that you enjoyed our meal with us!“  - Still und gesättigt gehen wir zu Bett.

Washington - über I 95 South - Potomac Mills -  Manassas

21. Oktober 1997

 Um 10.00 Uhr gehen wir zu Fuß zur HERTZ-Station in der 11th Street.

Wir legen unser Voucher vor und erhalten einen erst 3500 Meilen gefahrenen Ford Taurus. Ich muß das Fahrzeug aus der Garage hinausfahren, da ich als Mieter eingetragen bin. Nachdem das Auto das Gelände einen Meter  verlassen hat, übernimmt Ria den Wagen und wir fahren in Richtung Süden aus der Stadt hinaus. Es ist Mittagszeit und rush-hour. Wir fahren auf dem Interstate 95 South weiter zu einem der „größten outlet- Center an der Ostküste der USA“ nach Woodbridge; ein riesiges, unübersichtliches Gelände mit vielen Straßen:POTOMAC MILLS; über 220 stores. Hier kann man wohl alles kaufen, was es zu kaufen gibt. Doch billiger als anderswo ist es auch nicht. Wir stellen immer wieder fest, daß nur ab einer bestimmten Menge, die Preise interessant werden. Von hier aus fahren wir über den landschaftlich schönen Prince William Parkway nach Manassas, nahe dem Manassas Battlefield . Dort finden wir ein Super 8 Motel; die Übernachtung kostet 58$.

 Wir beziehen unser Zimmer und kaufen ein. Dabei erleben wir beim Essen 2 Überraschungen: 1. Unser preiswerter Weißwein BOONES ORIGINAL COUNTRY KWENDER  entpuppt sich als Citrus-Wein. 2. Unser Crab Meat schmeckt sehr gut. Beim genauen Hinsehen stellt sich raus: „Imitation Crab Meat“.

Noch ein paar Worte zum Manassas National Battlefield. Im Juli 1861 und im August 1862 fanden an dieser Stelle zwei Bürgerkriegsschlachten zwischen  den Konföderierten und den Unionisten statt mit über 26.000 Toten und Verwundeten.

 Hier im Manassas Super 8 Motel blieb meine schwarze Weste leider zurück. So werde ich Manassas nicht vergessen.

 Manassas - Front Royal -  Shenandoah - Natural Bridge -  Lynchburg

 22. Oktober 1997

 Heute habe ich Geburtstag. Wie meistens in den letzten Jahren ist der Gratulationskreis auf Ria und Christian beschränkt. Ich hole Kaffee in der Thermos­kanne und Donuts. Als ich zurückkomme haben Ria und Christian schon den Tisch gedeckt. Ich bekomme als Sondermahl ein mit Schinken belegtes Brötchen und Birne. Vor dem Teller steht eine tolle Karte und eine Happy Birthday Creation. Ich genieße dies. Nachdem wir gepackt haben, fahren wir los. Wir beschließen, das National Battlefield nicht zu besuchen. Das Wetter ist einmalig sonnig, und so wollen wir in den Shenandoah. Wir nehmen den I 66 West und gelangen nach Front Royal. Hier ist der nördliche Eingang zum Shenandoah National Park im Staate Virginia. Der Ort hieß in den gesetzeslosen Pionerzeiten „Hell Town“. Hier beginnt der Shenandoah Skyline Drive. Shenandoah heißt übrigens übersetzt aus der Indianersprache „Tochter der Ster­ne“. John Denver, der Countrysänger, hat sie unsterblich gemacht: „Blue Ridge Mountains, Shenandoah River“, singt er, „almost heaven , West Virginia...“ Dem Himmel kommt man wirklich selten so nah wie auf diesem Parkway, einer 170 km langen Panoramastraße, die sich durch die Mitte des schmalen Nationalparks zieht.- Ria fährt zum Eingang. Der Eintritt kostet 10,00$ Die Kassiererin schaut durch die geöffnete Fensterscheibe in das Auto hinein, während ich den Hosengürtel öffne, um an den in die Unterhose gerutschten Brustbeutel mit den Dollars zu gelangen. Ria und Christian können nicht mehr vor Lachen, während ich aus der Unterhose die 10,00 $ hole und Ria das Geld der neugierig zuschauenden Frau gab. Das „Have a nice day“, erlöst mich aus der ungewollten Anspannung.

Dieser Parkway verläuft oben auf dem Bergkamm, gibt weite Blicke frei auf eine satte Landschaft , auf den mäandernden Shenandoah River und Berge, die sich in der Ferne im Blau verlieren - die Blue Ridge Mountains. Hier wird natürlich die Videokamera aktiviert. Vor allem jetzt im Herbst ist die Buntfärbung zu genießen. Hier an der Straße entlang gibt es unzählige Aussichtspunkte und Picknickplätze. Schon bei der ersten Pause bläst uns ein kräftiger Wind ins Gesicht wie im Westerwald. In Big Meadows essen wir zu Mittag. Tolles und preiswertes Fastfoodessen plus 3 mal Kaffee und ganz nette Bedienung. Ein richtiges Geburtstagsessen. Am Eingang entdeckt Ria ein Kombikinderwiege mit Sitzplatz für eine Person.  Ria kauft eine Thermoskanne und eine Luftmatratzenpumpe. Die Amerikaner sind gut sortiert.  

Die Bürgerkriegsparteien:

Konföderation:

Am 4.2.1861 gründeten die Staaten Georgia, South Carolina, Alabama, Mississippi, Louisiana, Florida und Texas in Montgomery, Alabama, die Confederate State of America, die Konföderation, der später noch Virginia, Arkansas, North Carolina und Tennessee beitraten. Nicht alle sklavenhaltenden Staaten traten bei. Missouri, Kentucky, Maryland und Delaware blieben in der Union oder verhielten sich neutral West-Virginia trennte sich von Virginia und wurde 1863 in die Union aufgenommen. Der Sitz des zweiten nordamerikanischen Staates war in Richmond. Im Jahre 1865, am Ende des Bürgerkrieges war der Spuk beendet.

Union:

Mit Union wurden die nach der Sezession der Südstaaten verbleibenden Nordstaaten bezeichnet, die den Bürgerkrieg gegen die Konföderierten führten.

Lincolns Wahl 1860 löste die Sezession der Südstaaten aus. Er war Sklavereigegner. Erst am 1. 1. 1863 erklärte er die Sklaven in den von den Konföderierten kontrollierten Gebieten für frei.In den vom Norden besetzten Gebieten und in den neutralen Frontstaaten blieben die Schwarzen bis zum Ende des Bürgerkrieges in Unfreiheit. Lincoln sicherte sich damit die Unterstützung der radikalen Republikaner und brachte die öffentliche Meinung Europas auf seine Seite. Er, der eine Politik der Versöhnung mit dem geschlagenen Süden durchzusetzen gewillt war, wurde am 14. 4. 1865 von einem politischen Fanatiker erschossen

 

„Die Berge in Blau gehüllt, dem Himmel ganz nahe „Kaiserwetter“, Sonne, kalter Wind, blauer Himmel und weiße Wolken. Strahlender Herbst; rote und gelbe Blätter, sanfte Hügelketten in der Landschaft wie zahlreiche spitze Maulwurfhügel in einerTallandschaft“, so vermerkt Ria in unserem Tagebuch während der Fahrt.

Dazu hören wir noch Countrysongs. In den Ranger-shops wird eingekauft ,was pädagogisch „wertvoll“ ist. Unser Kofferraum wird immer voller. In der Nähe von Waynesboro geht der Shenandoah PWy über in den Blue Ridge Mountains Pwy. Wir fahren über Buena Vista zur Natural Brigde.

Der Cedar Creek hat hier einen gigantischen Bogen aus dem Kalksteinfelsen gewaschen, der Thomas Jefferson so beeindruckte, daß er das Grundstück samt Naturattraktion 1774  von King George III für 20 Shilling kaufte. Heute ist der Bogen in Privatbesitz und wird nach besten Kräften vermarktet. Die Monocan Indianer nannten sie „Bridge of God“, die Money Indianer  machen daraus „Brigde of Dollars“. Ein vorgebautes pompöses Visitor-Center läßt keinen Blick auf die Naturbrücke zu, es sei denn wir bezahlen pro Person 8 $. Wir erstehen ein paar Souvenirs und fahren zurück in Richtung Lynchburg, wobei stark beängstigend erneut die Tankanzeige die Reserve anzeigt. Dieses Alarmzeichen war schon einmal kurz zu sehen , doch ich dachte nicht daran zu tanken. In Zukunft werde ich beim 1 Zeichen sofort tanken, denn man kennt die Entfernungen zur nächsten Tankstelle nicht. Man muß sich das einfach bei solchen Fahrten angewöhnen. -

Nach einigen Meilen finden wir eine kleine Tankstelle, die auch relativ preiswert  den „Saft“ liefert. Wir gelangen dann nach Lynchburg. Wir hatten uns das Super -8 - Motel North of Lynchburg , Madison Heights  am Hwy 29 North im Katalog ausgesucht, das wir nach langem Suchen auch fanden. Preis: 51,64 Dollar.

Ria entwickelt in so brenzligen Situationen beim Autofahren einen 7. Sinn. Da ist sie absolut Spitze!.

Wir beziehen unser Zimmer und fahren dann zu einer der Malls, an dem ganzjährig geöffneten Christmas-Shop vorbei. Hier kaufen wir unser Abendbrot ein und kehren zurück.

Monticello - Richmond - Williamsburg

23. Oktober 1997

 Wieder ein schöner Tag. Zuerst kaufen wir wieder ein. Christian ein paar neue Jeans im Walt Mart. Opa angerufen. Wir fahren auf dem HWY 29 N in Richtung Charlottesville in Richtung Monticello, der Residenz des Präsidenten Thomas Jefferson. Im Jahre 1777 bezog Jefferson seine nach seinen Plänen gebaute Residenz. Jefferson hatte mit den Bauplänen 1768 begonnen. Doch nach einem Besuch in Frankreich änderte er seinen Bau immer wieder. Jefferson war ein Tüfftler. Er entwarf auch Möbel und erfand übrigens auch den Storchenschnabel.  Wir fahren weiter in Richtung Osten auf  der Route 708 und Rt 20 und gelangen über eine lange Zufahrt nach Monticello. Ein Riesenrummel. Garten, Residenz können nur gegen hohen Eintritt  betreten werden. Wir kehren um und fahren in das Visitor Center. Hier kaufen wir wieder Bücher über die Geschichte Amerikas.  

 

 Take me home country roads

 Almost heaven West Virginia,

Blue Ridge Mountains Shenandoah Rver.

Life is old there, older than the trees,

younger than the mountains growin ´  like a breeze.

Country Rroads take me home to the place I belong:

 West Virginia, mountain mamma,  take me home, Country Roads.

All my mem´ries gather round her

miner´s lady stranger to blue water.

Dark and dusty painted on the sky,

misty taste of moonshine, teardrop in my eye.

  Country Rroads take me home to the place belong: 

West Virginia,  mountain mamma,  take me home,  Country Roads.

I hear her voice in the morning hours,  she calls me,

the radio reminds me of my home far away,

and drivin´ down the road I get a feelin´ that I should have been home yesterday  - yesterday.

Country Rroads take me home to the place belong:

 West Virginia mountain mamma take me home,  

Country Roads. John Denver     

Bei schönem Wetter fahren wir in Richtung Richmond, der Hauptstadt Virginias, weiter. Wir befinden uns auf dem I 64 West. Bei der Gum Spring  Junction gehen wir in eine Autofahrerrestaurant Autobahnraststätten wie in Deutschland gibt es hier nicht - und werden sehr nett bedient. Gestärkt geht's weiter nach Richmond. Auf der langen Broad - Street durchfahren wir die 200. 000 Einwohner zählende Stadt. Das hiesige State Capitol wurde ebenfalls nach Jeffersons Plänen gebaut. Übrigens hier hat man dem Schriftsteller Edgar Ellen Poe ein Muse­um gewidmet, da dieser seine Kindheit in dieser Stadt verbrachte und hier erste Anerkennung als Autor fand. Hinter Richmond befahren wir den I 95 South biegen ab auf den HWY 10 und bei Hopewell überqueren wir  den St. James River auf einer Stahlbrücke, die aussieht als wäre sie mit dem Märklin Metallbaukasten erstellt worden. Es geht weiter über den HWY 126 N auf die berühmte Baumwollstraße, dem HWY 5 East.  An diesem Highway liegen schöne alte Siedlervillen aus der Gründerzeit.. Auf den abgeernteten Feldern am James- River sehen wir keine Baumwol­le mehr. Schade!  Wir gelangen nach einem langen Stop and Go wegen des starken Verkehrs und Straßenbau endlich an Jamestown vorbei nach Williamsburg. Eine Stadt mit viel Grünfläche und gepflegten Straßen und Häusern. Wir fragen bei verschiedenen Motels nach Übernachtungspreisen. Diese hier sind überdurchschnittlich hoch für amerikanische Verhältnisse. Ria und Christian hatten ein Motel im Tourbook ausfindig gemacht. Es heißt Basset Motel , Übernachtung für zwei Nächte kosten 80 $. Wir  lassen uns von der netten Landlady das Zimmer zeigen. Wir nehmen das Zimmer. Die Landlady­ erzählt, daß sie mit einem Deutschen verheiratet sei, aus Aalen in Westfalen. Sie empfiehlt uns zum Abendessen ein chinesisches Restaurant. Wir gehen hin und essen „all you can eat“  und trinken für 30$. Es schmeckte hervorragend.

Colonial Williamsburg

24. Oktober 1997

 In dieser Nacht nach dem „All You Can Eat“ bestand Explosionsgefahr. Christians Ohren haben zudem leiden müssen durch unser Geschnarche. Nach dem Frühstück fahren wir ins Visitor Center. So riesig die Halle, so riesig die Preise: 25$ für jeden. Nach mühsamen Erfassen der vollständigen Heimatadresse für jeden heiße ich auf meinem Ausweis den ich am Revers tragen muß: Jansen Walker. Der Shuttle-Bus, mit verdreckten Scheiben, bringt uns dahin, wo wir auch zu Fuß hätten hingehen können. Teure Busfahrt. Doch nur mit dieser Plakette darf man die Häuser betreten. Wahrscheinlich hätte uns auch niemand kontrolliert, wen wir keinen Eintritt bezahlt hätte. Beim Kurs von 1.80 DM sind 75 § mehr als unangemessen. Wer in den Governor´s Palace will oder auch bestimmte Häuser betreten will, muß noch mal drauflegen. Zum Himmel schreiender Nepp.

Zwischen den herausgeputzten Holz- und Ziegelgebäuden paradieren  Soldaten in originalgetreuen Uniformen. Handwerker stellen wir vor 250 Jahren Waffen, Fässer und Türbeschläge her. Herausgeputzte Damen in langen Röcken und Spitzenhäubchen  und Herren im Gehrock mit Monokel und Federhut stellen seltsame Kontraste zu den Besuchern in Jeans und T-Shirt her. Viele Chinesen sind unterwegs. Wir gehen in das State Capitol von 1705, das bereits mehrmals ein Opfer der Flammen wurde . Hier machen wir eine interessante Führung mit. Wir nehmen an einer „Gerichtsverhandlung“ teil und an einer Sitzung des „Parlamentes“. Als Schauspieler werden Besucher ausgewählt. Das ist lebendige Geschichte und interessant.

Colonial Parkway

Kaum irgendwo auf amerikanischen Boden reicht die Vergangenheit so deutlich erkennbar in die Gegenwart herüber, wie im historischen Dreieck von Virginia, wo der Colonial Parkway die drei historischen Stätten Jamestown, Williamsburg und Yorktown miteinander verbindet In Jamestown ließen sich 1607 auf einer kleinen Insel eine engl. Einwandergruppe  nieder, welche die erste permanente britische Siedlung gründete. Von 1699 bis 1780 war Williamsburg, jetzt Amerikas größtes Freilichtmuseum, Virginias Hauptstadt.  Die Präsidenten G. Washington Und Th. Jefferson lebten und arbeiteten hier.

 In den zwanziger Jahren finanzierte John. D. Rocke­feller  jr. den Wiederaufbau von Colonial Williamsburg u.a. mit dem wunderschönen Governeurs Palast und dem Capitol. „Es  entstand ein Guckloch in die US- Vergangenheit, das auf amerikanischen Boden seines­gleichen sucht.“

 Die Gerichte mußten sich in damaliger Zeit natürlich hauptsächlich mit Steuervergehen beschäftigen. Typisch die Tabaksteuer. Denn alles durfte nur über England eingeführt werden.

 Einige dieser alten  Häuser sind hier noch bewohnt. Doch das gesamte Areal ist autofrei bis zum Abend. Dann dürfen auch  diese Einwohner das Auto benutzen.

 Wir schlendern noch durch die  Straßen und verlassen das den Amerikanern heilige Gelände und fahren zurück ins Motel. Doch zuvor holen wir noch einen guten Rotwein.

Norfolk - Chesapeake Bay Bridge - Annapolis

25.Oktober !997

Regen in der Nacht. Spruch am Morgen: Unsere Dollars nehmen ab und unsere Pfunde zu. Im Staate Colorado herrscht Schneechaos. Gegen 11.00 Uhr Checkout. Heinz Rankiewitsch, Henry, der Motelbesitzer sitzt bereits im Office und erwartet uns schon. Er begrüßt mich auf Deutsch und freut sich diese Sprache wieder einmal reden zu können. Ich sag, daß ich dieses Land mag und wir nun schon zum 3. Mal auf diesem Kontinent befinden. Er wirkt fast entrüstet: „Sie lieben Amerika? Das sind hier alles Verbrecher. Die sind hier überall die Größten, die Ersten, die Längsten usw. Die haben immer die dicksten Kürbisse, die längsten Gurken. Small ist nicht!“ Der Westen der USA mag sozial sein, der Osten nicht, da herrscht Business.“ Er erzählt, daß er 1959 nach Amerika ausgewandert ist. Doch 1960 wegen des Vietnamkrieges nach Mexiko geflohen, da sie ihn zum GI machen wollten. Erst nach 15 Jahren  Mexiko. kam er hierher. Er hatte mal in Braunschweig eine Freundin und nannte auch noch das Gebäude, wo sie gewohnt hatte. Ria lobt die Sauberkeit des Motels und sagt, daß es ihr schon aufgefallen sei, wie alles so akkurat gefliest wurde. Er erzählt, daß er und seine Frau immer mit dem Putzlappen noch einmal den Putzfrauen hinterher wischen, damit es sauber bleibt. Wir verabschieden uns und sagen, daß wir über Friedricksburg nach Washington zurückfahren wollen. Er  empfiehlt uns über Norfolk zu fahren - dort kann man Kriegsschiffe besichtigen - über die herrliche Chesapeake Bay, durch Maryland zurückzureisen.  Wir nehmen den Vorschlag an und sagen Good bye.

Wir fahren bis Norfolk, sehen dort auch Kriegsschiffe liegen, wollen aber weiter und nehmen die US 13 N . Am South Toll Place zahlen wir an eine nette Amerikanerin die 10$ Wegezoll und befahren  das „siebte Weltwunder“. Zweimal verschwindet die Brücke im Tunnel, so daß die großen Schiffe ungehindert fahren können. Wir sind fasziniert von dieser Technik und den Ausblicken auf das Wasser und den Strand.

Wir fahren weiter Richtung Nord und sehen zum 1. Mal ein Baumwollfeld , das noch nicht ganz abgeerntet war. WAl Mart in Sicht, das bedeutet Stopp. Christian verletzt sich an der Hand.

 

Chesapeake Bay – Bridge-Tunnel

Acclaimed one of the seven wonders of the modern world.

 The Chesapeake Bay Bridge-Tunnel allows you to see the mighty surge of the Atlantic Ocean, the beauty of the Chesapeake Bay, and the soaring grace of an engineering marvel.

 Buildig Time: 42 months Total Cost:$ 200,00,000 Depth of water along route: 25 to 100 feet Opened: 1964  

It measures 17,6 miles and is considered the world´s largest bridge-tunnel complex .

Christian sucht während der Fahrt bereits ein Motel in Annapolis .Dort wollen wir übernachten. Die Straße scheint unendlich lang zu sein. Wir verlassen die 13 N und biegen ab auf den HWY 50 West Richtung Washington. Bei beginnender Dämmerung überqueren wir erneut die Chesapeake Bay über ein anderes technisches Wunderwerk die BAY-BRIDGE. Diese Brücke ist in helles Licht getaucht und hebt sich natürlich bei Dunkelheit besonders vom Wasser ab. Die Richtungsfahrbahnen laufen parallel über seperate Brücken und verbinden die West- und Ostküste Marylands. Die Länge beträgt 4,35 Meilen.

 Ria fährt in das herrlich liegende Annapolis hinein. Es sieht nicht wie eine amerikanische Stadt aus. It looks very british! Wir drehen eine Runde, fahren an der US Naval Academy vorüber und nehmen wieder Kurs auf die 50 East, Exit 28 und finden unser Super 8 Motel. Die Übernachtung kostet diesmal 70$.

Im Office treffen wir auf einen Amerikaner, der uns in Deutsch anspricht. Er hat  lange in Augsburg gelebt und ist Vertreter bei Mercedes. Am folgenden Tag muß er mit einer Gruppe Amerikaner nach Stuttgart zu Mercedes fliegen und er begleitet diese Gruppe dann auf einer Rundreise. Er lotst uns noch einmal nach Annapolis, findet einen Parkplatz für uns und verabschiedet sich mit ein paar Gästen. Wir bummeln nun an einigen schönen kleinen Geschäften vorbei. Ria findet einen Flaggenladen , und ich kaufe über 30 Flaggen der USA. Es fängt an zu regnen. Wir fahren zu unserem Motel zurück um in der Nähe ein Restaurant zum Abendessen zu besuchen, das uns der freundliche Motel- Manager empfohlen hat. Doch wir suchen und suchen und finden in der Dunkelheit das Lokal nicht. Wir geben auf und finden eine Kneipe  BLUE AND HOT. Hier kann man am “Take - away” - Schalter Essen mit nach Hause nehmen. Wir bestellen unser „Menü“. Die junge Bedienung fragt uns etwas. Doch wir verstehen es nicht. Danach fragt sie uns ganz langsam: „Is that all?“ Ria antwortet: „Yes, that ‘ s all !“ Wir zahlen und fahren ins Motel zurück. Ein abwechslungsreicher Tag ging zu Ende.

Annapolis

26.Oktober1997

 Wir brechen früh auf und fahren von Annapolis nach Washington. Im Außenbezirk der Stadt finden wir in der Nähe der St. Edwards Airbase finden wir ein neues Super-8-Motel. Wir sind zu früh. Der Manager versucht uns so rasch wie möglich ein Nichtraucher-Zimmer zu geben. Dies klappt dann auch und wir checken ein. 

Das reizende Städtchen Annapolis hat ca. 35 000 Einwohner und ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maryland. Die Hafenatmosphäre verbindet sich mit den verwinkelten Straßenzügen.

Die hier an der Chesapeake Bay beheimatete Naval Academy steht in den USA als Lehr- und Ausbildungsstätte hoch im Kurs. Hier befindet sich die riesige Naval Chapel in der ein über 500 Jahre altes flämisches Schiff von der Decke hängt Ria hat sich schon einen Plan für den Regentag ausgedacht. „Wir fahren zum Capitol und besuchen noch einmal ein paar Museen“, sagt sie. Wir sind einverstanden. Zuerst wollen wir mit der U-Bahn fahren. Wir haben einen Metro-Plan. Ich erkundige mich im Office. Doch man sagt uns Busse fahren erst Montag und die Metro gibt es hier nicht. Wir verstehen das nicht recht und schauen uns auf dem Zimmer noch einmal den Plan an. Plötzlich lacht Ria hell auf. „Die Trasse, die bis hier eingetragen ist, hat den Vermerk „in future“. Ca. 2000 n.Chr. Da hätten wir ja lange warten müssen. Also fahren wir mit dem Auto: Massachusetts Ave - Pennsylvannia Ave. Ria fährt als sei sie hier zu Hause. In der Independence Ave parken wir direkt vor dem Gebäude der Voice of Amerika.  - Ich erinnere mich an den Volksaufstand in Ungarn 1956. Da übertrug diese Station life vom Kampfgeschehen. -  Die „Stimme Amerika“ (Voice of America)   ist die Rundfunkstation, die alle Welt ein positives Bild  der USA vermitteln soll, und das in 42 Sprachen. Anm. Wir Deutsche haben dafür die Deutsche Welle.

Es regnet ununterbrochen. Unser erster Besuch gilt dem National Museum of Natural History, das großartige naturhistorische Museum. Es beherbergt u. a. rekonstruierte Dinosaurier und Säugetiere aus grauer  Vorzeit. Imposant ist der riesige Elefant in der Eingangshalle.

 Von hier aus gehen wir noch einmal in das National Museum of American History. Hier tauchen wir ab in den Büchershop. Ich schlage gleich mehrfach zu und kaufe CDs mit Countrymusic und ein paar Bücher. Interessant ist, daß es hier in den Büchershops auch Malbücher gibt über die Präsidenten und deren Familie. Man stelle sich das mal bei uns vor. Ein Malbuch über Kohl oder Herzog. Es erinnert etwas an den Personenkult totalitärer Regierungschefs. Doch gleichzeitig finden wir auch bitterböse Fotomontagen auf Postkarten. Z. B Bill Clinton und Hillary mit Glatze und Kommentar: „Budget cut“ Die Zeit vergeht viel zu schnell. Mit unseren Einkaufstaschen gehen wir noch schnell ins Hirshhorn Museum, einem Rundbau, der auch einen runden Innenhof umschließt. Das Gebäude erinnert mich an das Colosseum in Rom.

Wir beeilen uns und gelangen in einen Ausstellungsflur voll mit Skulpturen von Renoir, Rodin, Barlach, Kollwitz, Picasso, Gauguin. Also darunter Künstler deren Werke ich nur als Gemälde kenne. Schade, daß uns hier die Zeit davon läuft. Wir latschen zum Auto zurück und stellen fest, daß wir auch in der Museumsmeile hätten kostenfrei an Sonntagen parken können. Nebenbei bemerken wir , daß die Sommerzeit zu Ende ist. 

Mit AMTRAK nach New York

27. Oktober 1997

 Nach dem Packen - unsere Einkäufe wiegen schwer - suchen wir nach einem Frühstückslokal. Christian und ich werden fündig. So marschieren wir Drei über einen großen Platz an einer riesigen Versammlungshalle der CHURCH OF THE GREAT COMMISSION vorbei - eine uns unbekannte Kirche - zu ROY ROGERS. Man ißt FAst FOOD . Fast bedeutet schnell und so sind wir auch schnell fertig. Am Eingang eine Plakat: No shirt, no shoes, no service.

 Checkout im Motel und ab geht es über die Independence Avenue und Pennsylvannia Avenue am Capitol vorbei zur New York Avenue und da zu HERTZ, wo wir unser liebgewonnenes Auto zurückgeben. Das geht auch schnell. Man fährt uns sogar netterweise und kostenlos zur Union Station, wo wir unser Gepäck erst einmal deponieren.  Von dort bummeln wir noch ins National Postal Museum. Es ist im amerikanischen Stil alles dargestellt. Von der Postzustellung des Wilden Westens bis zur Moderne: Postkutsche, Flieger, alles  in Originalgröße!  Von hier aus gehen in die imposante Halle des Bahnhofs zurück. Schuhputzer machen gute Geschäfte.-  Welche Menschen lassen sich  hier die Schuhe putzen???

 Roy Rogers: No shirt No shoes -No Service

 Es  wird unter uns noch lange diskutiert über: die sozialen Aspekte des “Schuhe - putzen - lassens“ . Wir nehmen auf Sesseln Platz: Der Warteraum sieht aus wie ein Aufenthaltsbereich vor einem Abflug. Über einer Tür steht Gate F 18. Vor der Tür eine roter Teppich. Die geheimnisvolle Tür ist abgesperrt durch ein rotes Seil mit Quasten das über zwei Messingständer hängt. Wir vermuten, daß der Zug gleich dahinter steht und wir gleich einsteigen können in den Metroliner. Als die Tür geöffnet wird, ist der Glanz und ist die Hoffnung schnell entschwunden, denn wir müssen nachdem wir durch die bewusste Tür geschritten sind unser Gepäck noch 50 -80 Meter schleppen. Wir sind auf einem stinknormalen Bahnsteig. Wir besteigen auch einen ganz normalen Zug, kein ICE  wie bei uns. Wir nehmen Platz. Der Innenraum des Zuges wirkt wie ein Flugzeuginnenraum. Um 2 Uhr pm Abfahrt nach New York.  Wir denken noch einmal zurück an Washington und sind uns sicher:  hier wollen noch einmal hin. Die Sonne scheint und färbt das Laub der Bäume: Indian Summer! Herrliche Laubwälder, Seen und Buchten ziehen an uns vorbei. Wir passieren Baltimore, Wilmington und Philadelphia und gelangen bei beginnender Dämmerung nach New York. Am Himmel um uns herum schwirren die landenden Flugzeuge wie Glühwürmchen. Endlich sind wir im Pennsylvannia Station im Stadtteil Mahnhattan, in BIG APPLE,  wie New York auch genannt wird. Der Bahnhof sieht aus wie eine deutscher Großstadtbahnhof. Wir gehen zur Information und erhalten von einem deutsch sprechenden jungen Mann genügend Info - Material. Von hier aus geht es zum Taxistand der Yellow Cabs. Wir reihen uns brav in die Schlange der Wartenden. Die Taxis werden zugewiesen. Taxifahren ist in dieser Stadt relativ preiswert. Die Grundgebühr liegt bei 1.50$ und etwa alle 3 Blocks kommen 30 Cent  hinzu. Das erste Taxi für uns können wir nicht nehmen. Es ist ein mit Autogas betriebenes Fahrzeug und der „Kofferraum“ ist daher zu klein für unser stets wachsendes Gepäck. Das nächste fährt uns dann für knapp 10,00 $ durch ein Verkehrsgewühl wie es für uns ungewohnt sicher zum Hotel. Es ist das Swissotel New York, The Drake, 440 Park Avenue at 56th Street, ein ***** Sterne Hotel. Wir checken ein und uns wird Zimmer 1928 zugewiesen. Doch da steht nur 1 Ehebett. Das wäre etwas zu klein für uns Drei. Ria besorgt Zimmer 1208 ein Twinset. Unser Gepäckträger mu0te umdirigiert werden.  Das Zimmer ist sehr schön. Es ist alles vorhanden: von der Kaffeemaschine über Bügelbrett, Safe, Kühlschrank und Faxgerät usw. und ein sehr schönes Bad. Man spart durch die Buchung aus Deutschland  20% Steuern plus 2$ pro Nacht.

Wir duschen zuerst einmal und dann gehen wir hinaus auf die Park-Avenue. Der vile Verkehr und der Lärm ist unglaublich. Im Umkreis finden wir den Trump Tower, das Kaufhaus Takashisma, Tiffany usw.. Gegenüber unserem Hotel ist BORDERS Books - Music - Cafe, 461 Park Avenue.. Tausende Bücher, CDs, Videos und ein Cafe mitten drin. Man kann sich Lektüre mit an den Tisch nehmen. Bei soviel geistiger Nahrung bekommen wir ganz normale Hungergefühle und essen dort gleich zu Abend.  Mit Lektüre und einer Flasche Wein geht es zurück in unser nobles Hotel. Die Preise im Hotel sind einfach zu astronomisch. Ein Glas Orangensaft 18,00 DM! Die Parkgebühr pro Tag 35$! Na denn: Gute Nacht!

Philadelphia

Mit 1 600 000 Einwohnern ist „Philly“ die viertgrößte Metropole der USA. Diese Stadt war die erste Hauptstadt AMerikas. Hier wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung  zu Papier gebracht und verkündet. Im heutigen „Liberty Bell Pavillon“ ist die Freiheitsglocke, das wohl bedeutendste Symbol der amerikanischen Unabhängigkeit, untergebracht. Sie kündigte den Bewohnern der Stadt am 4. Juli 1776 eine neue Ära an: die amerikanische Unabhängigkeit.In langen Reihen warten die geschichtsbewußten Amerikaner darauf die „Liberty Bell“ berühren zu können.

 New York

 1624: Niederländische AUswanderer kommen nach Manhattan. Die Siedlung erhält den Namen Nieuw  Amsterdam, Peter Minnuit wird ihr erster Gouverneur.

 1653: Gouverneur Peter Stuyvesant läßt im Norden der Siedlung einen hölzernen Wall errichten - heute verläuft hier die Wall-Street.

 1664:  Im englisch - holländischen Krieg ergibt sich NEW Amsterdam den Briten, die es zu Ehren des Herzogs von York in NEW YORK umbenennen.

 1700:  New York hat 5000 Einwohner.

 1892:  Bau des Immigrationszentrums auf Ellis Island. Bis zu seiner Schließung 1954 wandern 17 Mio. Menschen über die Insel vor New York ein.

Die Einwanderer wurden von einer Dame begrüßt, die seit 1886 im Hafenbecken auf einer kleinen Insel steht und die Fackel hochhält. Sie ist ein Geschenk der Franzosen.

  „BRING MIR DEINE MÜDEN; DEINE ARMEN ICH ERHEBE MEIN LICHT NEBEN DER GOLDENEN PFORTE:

 Dieser Spruch steht seit 1903 am Sockel .

 1952 Die Vereinten Nationen tagen zum 1. Mal im neuen UNO - Gebäude

 1994 Die Verbrecherrate sinkt zunehmend, NY wird immer beliebter.

Manhattan

28.Oktober1997

 Um 7.00 Uhr Anwerfen der Kaffeemaschine. Ria bügelt. Heute wollen wir uns einmal die empfohlenen Kaufhäuser ansehen. BLOOMINGDALE´S in der Third Ave/ 59 Str. Eigentlich hatte uns ein Reiseführer von Dumont gewarnt. Zitat: Verschachteltes Labyrinth für Frauen mit stabilem Kreislauf und Männer ohne Nerven. Der Orientierungssinn ist nach zwei Minuten dahin, und dunkel vertäfelte Wände, drängelnde Massen sowie mit Parfüm um sich spritzende Verkäuferrinnen tun ein übriges, um einen Besuch bei BLOOMIE´S zum klaustrophobischen Erlebnis werden zu lassen.” Dem ist unsererseits nichts hinzuzufügen.  Wir laufen weiter und gehen zum Empire State Building. Dieses Gebäude war bis 1973 mit 381 m das höchste Gebäude in dieser Stadt. Es wurde in den dreissiger Jahren in der Zeit der schweren wirtschaftlichen Depression in nur 9 Monaten aus dem Boden gestampft. Über 60 000 t Stahl wurden verbaut und 6500 Fenster eingesetzt. - Eine riesige Warteschlange wartet schon auf den Aufzug. 20 Minuten Wartezeit für die Tickets und 1 Stunde für den Aufzug. Das ist uns zu lang.  Der Eintritt kostet 6 $. Wir rufen von hier aus kurz in Braunschweig an und gehen zu MACY`S am Herald Square.

  Auf dem Wege dorthin folgendes Erlebnis. Ein Jude hört uns reden und bleibt kurz stehen und fragt woher wir aus Deutschland kommen. Ria. Aus Norddeutschland, aus Braunschweig” Er: Das ist Mitteldeutschland. Ich war ein Scheiß-Jude in Worpswede. Sagte es es und verschwand.

 Wir sind bei MACY`S; unser Reiseführer schreibt: Die Mutter aller Kaufhäuser . Groß, hell und übersichtlich und mit einem Herren - und Damensortiment, in dem sämtliche amerikanischen und europäischen Designermarken zu finden sind. Wirklich preiswert ist Macy´s nur während seiner Sales.”

 Wir kommen auch zum  Broadway. Überall an den Theater - und Kinokassen stehen Schlangen. Besonders schön sieht das hier nicht aus. Bei British Airways lassen wir unseren Rückflug bestätigen. Eine Sitzplatzreservierung sei nicht möglich. Wie umständlich!

 Wir schlendern zurück zum Hotel. Auf dem Wege dorthin kommen wir an der St. Patrick´s Cathedral vorbei. Sie ist die größte katholische Kirche der USA, architektonisch angelehnt an den Kölner Dom und die Kathedrale von Reims.

 Christian fragt in einigen Buchhandlungen nach Büchern über “Middle Earth”.

 An der 5th Avenue gehen wir in den Trump Tower.

 Außen schlichtes schwarzes Glas. Innen eine Orgie aus Gold und rotem Marmor. Ein 60 m hoher Wasserfall rauscht durchs Foyer, goldene Rolltreppen verbinden die Etagen und die Geschäfte, die wie edle Perlen in diesem glitzernden Gehäuse wirken: Alles vom Feinsten, alles vom Teuersten. Daß DonaldTrump -wegen seiner Scheidungsaffäre bekannt geworden - so hoch hinaus konnte und die in Midtown vorgeschriebene Bauhöhe überschreiten durfte, verdankt er seinem Nachbarn Tiffany, dessen Luftrechte Trump erwarb.

 Bei Broders wieder unser Abendessen. Ein paar Bücher gekauft und Ansichtskarten geschrieben. Rotwein besorgt und ab ins Hotel. Gute Nacht!

Statue of Liberty

29.Oktober1997

  Ein wunderschöner Sonnentag empfangt uns draußen.  Wir wollen heute mit der Metro zum Battery Park und von dort mit der Fähre zur Freiheitsstatue. Der Spruch: “Bring mir deine Müden, deine Armen..” hat etwas Sarkastisches, denn neben der Statue liegt Ellis Island, die Insel der Tränen. Hier wurde über das Wohl und Wehe der Einwanderer entschieden, denn längst nicht jeder “Müde und Arme” war willkommen im Land der Glücklichen. Wer krank, politisch nicht genehm oder völlig mittellos war, wurde zurückgeschickt!!!

 Von denen die an Land gehen durften, blieben viele in New York hängen. Der Sprache nicht mächtig , suchten sie die Viertel auf, in denen ihre Landsleute lebten; da gab es ein Little Italy in der Gegend der Mulberry street, ein Kleindeutschland , dessen Zentrum Tompkins Square war usw.

 “... Measuring 151 feet high on a 154-foot-high pedestal, it is the tallest statue of modern times...”

 Ein Token kostet 1.50$ pro Person und bringt uns von der Lexington Ave nach Bowling Green. Von dort gehen wir zur Anlegestelle und sehen bei bestem Sonnenwetter die Freiheitsstatue vor uns. Was diese Statue für viele, viele Einwanderer bedeutet, die unter dem NAZI-Deutschland auswandern mußten, das können wir nicht nachempfinden, doch muß ich hier an die Schilderung von Cal Zuckmayer in seinem Buch “Als wär's ein Stück von mir”  denken.

Zitat: “Um vier Uhr früh - es war der sechste Juni 1939 , der Geburtstag meiner Mutter - fuhr die “Zaandam” in die Hafenbucht von Manhattan ein. Wir standen fröstelnd an Deck, sahen die Freiheitsstatue, die uns sehr an die Bavaria auf der Münchner Festwiese erinnerte, sahen die berühmte “Skyline”, die Umrisse der phantastischen Bauten von New York, in einem fahlen Dämmer, dahinter stieg eine runde, glutrote Sonnenscheibe auf. Dreimal brüllte die Dampfsirene des Schiffes, von einem noch fernen Kai her hallte die Antwort. Da die Boote der “Holland-Linie” nicht am Hudson- Pier, sondern in dem westlichen Hafen von Hoboken anlegten, glitt das Schiff in langsamer Fahrt, mit gedrosselten Motoren, also fast lautlos, an der gesamten Stadt vorbei. Man sah jetzt bei immer stärkerem Tageslicht, in die Straßen der “City”, zwischen den riesenhaften Häusern des Börsenviertels, hinein. Ich merkte, daß ich Angst hatte vor dieser Stadt, vor der Fremde, vor allem, was kommen werde. Allmählich wurde es heiß. Man schwitzte, als man sich - viele gewiß bangen Herzens - vor dem Salon des Schiffs in Schlange stellte, in dem mit einem Hafenboot an Bord gekommenen Einwanderungsbeamten an verschiedenen Tischen Platz genommen hatten.

 Unser Pässe hatten wir vorher mit den ausgefüllten Zoll - und Fragebogen abgeliefert. Jeder hatte eine Nummer bekommen, mit der er aufgerufen wurde. Ich versuchte , während wir den Aufruf erwarteten, mich in eine zuversichtliche Stimmung  oder wenigstens Haltung zu versetzen, was mir auch einigermaßen gelang. Ich dachte an meine Flucht aus Österreich, jene Nacht unter den Braunhemden an der Grenze, die kaum fünfzehn Monate zurücklag, und wurde ruhig. Damit verglichen, war alles, was jetzt drohen konnte, gering.

 Plötzlich hörte ich von einem der Tische, auf denen Pässe und Papiere aufgehäuft lagen, meine Nummer rufen, dazu ein völlig unverständliches Wort: das war mein Name: Es klang wie : Mister Ssackmähr.

 Hinter dem Tisch saß ein viereckiger Mann mit viereckigem Gesicht, er hielt unsere Pässe in der Hand und noch ein anderes, mir unbekanntes Schriftstück. Ich trat zu dem Tisch und zeigte meine Nummer vor. Ich erwartete Fragen, Kreuzverhör. Ich repetierte im Geist die vorbereiteten Antworten.

Aber der Mann streckte mir die Pratze entgegen, sein breites, hartkantiges Polizistengesicht strahlte in einem freundlichen Grinsen.

 “How do you do, Sir”, sagte er und schüttelte mir die Hand, “Sie sind Gast von Miss Dorothy Thompson? - (Anm.:D. Thompson war eine Freundin aus New York, die für die Zuckmayers gebürgt hatte) - Yes, Sir, sagte ich, wie ich´s von Peggy Wood gelernt hatte. (Zu jedem Polizeimann in Amerika: immer “Yes, Sir”.)

Ohne weitere Fragen gab er mir die abgestempelten Pässe und Papiere. “Okay”, sagte er, “everything allright!” und hob zur Bestätigung eine anderes Schriftstück: “Sie haben eine besondere Empfehlung von Präsident Roosevelt. Sie können sofort an Land gehen”.

 Er winkte einem seiner Kollegen, man machte uns Platz, wir schritten zur Gangway. Es war das Märchen “Sesam öffne dich”.

 An diese Beschreibung mußten wir denken als ich hier im gleißenden Sonnenlicht dieses wohl für viele sehnsüchtig erwartete Symbol der Freiheit, sah.

AN der Anlegestelle wieder eine riesige Menschenmenge. Christian und ich stärkten uns mit einem Hot Dog für 1.50$. Die Fahrt kostet nicht viel, das ist angenehm.

. Auf unserer Fähre stehen die Besucher dicht gedrängt. Viele Deutsche unter ihnen. Als wir auf der Insel sind, machen wir zunächst einen Spaziergang um dieses riesige Monument herum und reihen uns in die Schlange der “Besteiger” ein. Im AAA - Tourbook steht. “ Visitors should arrive early during summer to ensure access to the crown viewing area. On peak visitation days the wait and the climb can take more than 3 hours. Food is available. Picnicking is not permitted”. Soweit der Reiseführer. Wollen wir oder wollen wir nicht? Wir können mit dem Lift bis zur Plattform. Up to the crown sind es 334 Stufen. Christa und Saverio waren hier, also können wir Asthmatiker das auch. Wir beschließen den Aufstieg. Stufe um Stufe  wie ein nicht endender Lindwurm geht es zu Zweit oder nur noch alleine Stufe um Stufe nach oben. One - Way : Zurück geht's  noch an der Plattform, sonst nur über die Krone. Die Menschenschlange verhält sich diszipliniert. Keine Klaustrophobie. Rechts und links sehen wir auf das Stahlskelett im Innern. Dann  sind wir in der Krone und blicken aus den leicht milchigen Glasscheiben hinaus auf die Skyline und dann geht es nach 1 Minute Aufenthalt wieder hinunter zum Ausgang. Das Stehen auf den schmalen Stufen hat wohl die Beinmuskeln vergiftet. Wir gehen, als hätten wir Beine aus Gummi, die Stufen hinunter ins Freie. - Wir waren oben !-. Jetzt schleichen wir mit unseren “elastischen  Beinen” zum Fast - Food - Restaurant und speisen von Möwen umschwärmt in der Sonne, im Freien. Christian sieht daß gleich die Fähre ablegen will. Wir spurten wie Enten zum Schiff und fahren zurück zum Festland über Ellis Island, dort steigen wir jedoch nicht aus.

 Am Battery Park sehen wir wie ein armer älterer Mann still aus den mit Essensabfall überquellenden Mülltonnen sich Pommes Frites herausfischt und ißt. Der Schatten dieser glanzvollen Gegend. Denn von hier aus sind es nur wenige Meter in die Finanzwelt. Wall- Street, Liberty-street, World-Financial-Center und das World-Trade-Center. Wir gehen in dieses mit seinen beiden  420 m hohen Türmen , dem höchsten Gebäude der Stadt. 1977 fertiggestellt, haben dort etwa 1200 Konzerne und Organisationen ihre Büros, in denen über 50.000 Menschen beschäftigt sind. Eine noch größere Zahl von Besuchern aus aller Welt stattet dem Komplex tagtäglich eine Stippvisite ab. Wir zahlen pro Person 10$ und werden mit einem der beiden Lifte “hochkatapultiert”. Auf der 107. Etage genießen wir eine unglaubliche Aussicht auf die Stadtlandschaft.

Die Skyline mit dem World Trade Center

Zur Ästhetik der beiden Ausrufezeichen in der Skyline läßt sich nicht viel Lobendes sagen. Steht man direkt vor den beiden Türmen, auf der zugigen Plaza, fühlt man sich erschlagen. Man ist doch fasziniert: zweimal 420 Meter, zweimal 110 Stockwerke.

Allein schon die Plaza: 20.000 qm groß. Auch die technische Leistung ist beeindruckend: Wegen der immensen Höhe wurde von innen nach außen gebaut. Kräne waren in den Luftschächten installiert., die den Stahl für die Außenwände emporzogen. Wer keine Höhenangst hat, sollte auf Turm 2 fahren und von dort oben den Blick genießen.

Eine Tafel im Foyer gibt Auskunft , wie weit die Sicht ist.In Turm 1 kann man blicken und dabei speisen: In luftiger Höhe befindet sich das Restaurant: “Windows on the World” Wir haben heute ein einmaliges Wetter. Als der Sonnenuntergang beginnt, verfallen wir ins Schwärmen. Unser Wortschatz reicht nicht aus, die Exklusivität dieses Erlebnisses zu beschreiben. Unter unser beginnt die Dämmerung, vor uns taucht die untergehende Sonne den Himmel in ein goldenes Rot. Die Brücken und Straßen werden durch die Autos zu riesigen Lichtbahnen. Ein Luftschiff fliegt unter uns vorüber. Auf der Dachterrasse weht ein kräftiger Wind. Ich versuche mit der Filmkamera trotz beginnender Dunkelheit die Eindrücke aufzuzeichnen. Zu Hause werde ich sehen, ob es mir gelungen ist.

 Tief beeindruckt verlassen wir Das WTC und gelangen durch die Liberty-Street zum Broadway. Hier gehen wir in die bekannten Fachgeschäfte Barnes & Nobles und in J&R Music World “der Lieblings-Elektronikladen der Manhattanites. Wir kaufen Bücher und Software und nehmen die Metro zur 59. Street. Zum Essen  zu Broders. Während Christian noch bleibt, gehen Ria und ich ins Hotel zurück. Ich mache mich anschließend auf die Suche nach unserem Weinladen. Ich frage einen Türsteher, der mich zu einem Laden in der 54. verweist. Unser Lieblingswein ist zur Zeit: MERLOT 12,5% Fortrant de France, $ 7,49 plus tax = $ 8,11. Mit 2 Flaschen Merlot für Ria und mich und 2 Flaschen Icetea für Christian schmuggle ich in unser teures Hotel .Nachdem Christian von Borders zurück ist, diskutieren wir noch einmal über unsere Schuhputzer und versuchen nun die Antwort auf die Frage: Wer läßt hier putzen ? zu finden. Es fallen Stichworte wie :Persönlicher Aufstieg; Kompensationseffekt usw. Nun beginnen wir noch das Thema: Die Straßen von New York am Abend und in der Nacht. Welche Funktion haben sie für die Bürger dieser Stadt?   Diese Straßen sind Kommunikationsplätze. Hier redet man miteinander.  - Endlich sind wir müde  und schlafen endlich ein.

Central Park - Lincoln Center

30. Oktober 1997

Nach dem “Kaffee” gehen wir los. Ich lege wieder unser obligatorisches Trinkgeld für das Zimmermädchen auf das Bett. Da merkt Christian, daß ich anstelle der sonst üblichen 1- Dollar-Note heute versehentlich einen 10- Dollar - Schein hingelegt habe. Verdammt, die Dollarscheine sehen fast alle gleich aus.  

Unsere Beinmuskulatur ist noch ziemlich hart. Der gestrige Tag steckt uns noch sprichwörtlich in den Knochen.

 Central Park  

Dies Landschaft ist nicht natürlich entstanden, sondern von den berühmten Landschaftsgärtner Olmsted und Vaux entworfen und angelegt.

 16 Jahre lang waren Tausende von Arbeitern beschäftigt. 10 Millionen Wagenladungen Erde mußten angekarrt werden., um auf dem felsigen Untergrund die Humusschicht zu legen, auf der Büsche und Bäume wachsen. Im Süden wurden Gebäude errichtet - romantische Schlösser und Theater - dort gibt es einen Zoo, Spielplätze und Eislaufflächen; der Norden wurde unbebaut gelassen, hier sollte sich die Natur  ungestört entfalten. Am siebten Tag der Woche haben Autos  Durchfahrverbot.

  Wir nehmen ein kleines Frühstück im Sony - Center zu uns und wollen zum AAA ins Lincoln Center. Zuvor sehen wir uns noch das Spielzeugwarengeschäft FAO SCHWARZ an. Man wird erschlagen von all den Stofftieren, die es von den kleinsten Größen bis zu Übergrößen hier im Überfluß gibt. Es ist der größte Spielzeugladen der Stadt, mit dem Schwerpunkt auf Stofftieren. Wir ziehen weiter in den Central Park. Der Eingang ist sehr schön. Trotz der 20 Grad Wärme ist hier mitten im Park eine Eislauffläche in Betrieb. Jung und Alt laufen um diese Zeit Schlittschuh. Wir gehen über den Columbus Circle. Dort kaufen wir  gebrannte Mandeln und Erdnüsse, die uns sehr gut schmecken. Endlich kommen wir an den riesigen Komplex des Lincoln-Centers heran und umqueren ihn. Ende der 6oer Jahre wurden zum Bau dieses Theatergebäudes 12 Häuserblocks dem Erdboden gleichgemacht, 1500 Menschen wurden umgesiedelt.

Das Lincoln Center for the Performing Arts besteht im einzelnen aus der Avery Fisher Hall - dem Stammhaus des NY Philharmonic Orchestra - dem Metropolitan Opera House, sowie dem NY State Theater, der Juiliard School of Music und dem Vivian Beaumont Theater. Doch unser AAA war nicht in diesem Center, sondern in einem Bürogebäude in der Nähe. Dort wurden wir wieder vorzüglich mit Prospekten versorgt. Über den Broadway schlendern wir zurück noch einmal in den Trump Tower. Wein und Icetea werden besorgt. In der Nähe vom Hotel steht eine kleine mobile Poststation, bei der ich Briefmarken erstehe. Nun werden auch endlich die Postkarten geschrieben Zu Abend essen wir heute in einer netten Pizzeria und erklären den Abend zum Fernsehabend, da morgen unsere Abreise angesagt ist. An diesem Abend können wir schlecht einschlafen.  

New York - London

31. Oktober 1997

 Wir packen und fragen ob wir erst gegen 12. 30 Auschecken können. Das geht ohne Probleme. Zum Frühstück und Mittagessen gehen wir wieder zu unserem Italiener. Der Türsteher besorgt uns ein Taxi zum Flughafen JFK.

Der Fahrer fährt high speed. Nach knapp 40 Minuten sind wir bereits am BA Terminal. Die farbige Ausschilderung zu den JFK Terminals ist ausgezeichnet.

Wir sind zu früh hier. Wir können erst nur das Gepäck einchecken . Die Platzreservierung  ist noch nicht möglich. Also warten bei tollem Wetter.  Es ist Halloween. Viele Angestellte haben sich angemalt oder laufen in kecken Kostümen herum. Unser Abflug verzögert sich um 2 Stunden, da die 747 einen Maschinenschaden hat und erst repariert werden muß. Ria und ich kaufen uns noch ein paar Taschenbücher. Endlich kommt die Meldung, daß der Schaden behoben ist. Gegen 20.00 heben wir ab. Das Fluggerät ist keine 757 sondern eine 747. Der Flugplan bricht zusammen.  Wir haben ein ungutes Gefühl, daß wir den Anschluß morgen in London  wohl nicht mehr bekommen werden. Die Sitze sind ziemlich end. Gut, daß wir zu Dritt nebeneinander sitzen. Das Essen und der Service an Bord sind wieder sehr gut.

London - Hannover

1. November 1997

 Wie wir schon vermuteten, kommen wir erst um 7.30 Uhr MEZ in London an. Unser connecting flight ist schon up and away. Manche Passagiere meinen  durch Vordrängen noch ihre Verbindungsmaschine zu bekommen, doch später treffen wir sie alle wieder. Am BA - Schalter sagt man uns, daß wir auf eine Lufthansa-Maschine umsteigen müssen. Abflug erst gegen 10.50 Uhr. Christian sagt in Braunschweig Bescheid. Ob unser Gepäck noch rechtzeitig in die Lufthansamaschine eingeladen wird,  ist zur Zeit noch unklar. Die LH zeigt kein großes Interesse, zudem ist Sonntag. Im Clarks-shop kaufe ich mir neue Schuhe. Ria kauft in den Buchhandlungen noch Taschenbücher ein.  

Von der BA hatten wir pro Person 5 engl. Pfund Verzehrgeld erhalten. Wir schaffen es kaum. Christian verschenkt seinen Bon zur Hälfte an einen Arbeiter.

 Endlich 11.00 Uhr Abflug nach Hannover. Neben uns sitzt ein junger Neuseeländer, der sich mit uns unterhält. Christian unterhält sich mit einem Lehrer über  seine Amerikaeindrücke.

 Nach gut 50 Minuten landen wir in Langenhagen. Unser Gepäck ist nicht mitgeliefert worden. Wir müssen die Identifikationen angeben für das gesamte Gepäck. Die Dame im Lufthansabüro ist sehr nett und sichert uns zu, dafür zu sorgen, daß das Gepäck so schnell wie möglich nach Hause geliefert wird. Ein netter Shuttle-Fahrer fährt uns wieder zum Parkhaus Nord. Dort steht noch brav unser Daimler und ab geht's nach Hause. Dort warten schon Opa und Oma auf uns, und ....: die leckere Kartoffelsuppe.